Samstag, 15. April 2006

Atomia & Raketella

eine kleine russin geht in die nächste runde

gestern war ich auf einen sprung bei stanislaw, der eine behausung sein eigen nennt, direkt im zentrum , weil er einen deal mit seinem chef, dem besitzer des schlachthofs, abschloss, zu beginn seines arbeitsverhältnisses an, dessen wohnung gegen geringe mietkosten frei zur verfügung zu haben.da er seine überstunden meist nicht in rechnung stellen lässt.sein zweites zuhause ist der hof.in der 2 1/2 zimmerwohnung seines chefs kann man es sich ganz passabel aushalten.sie ist in einem typischen 60erjahre-altbau, mit hohen decken und schallgedämpften wänden.leider sind die dielen leicht lädiert, doch da er hier nur selten lebt, verleiht er dem keine gesonderte aufmerksamkeit.später einmal würde er mit renovierungsarbeiten beginnen, sobald das geld mehr als existenzsicherung gewähren wird.er ist genügsam bis spartanisch, auch schlägt sich das in seiner wohnungseinrichtung nieder.ein quadratischer holztisch in der mitte des grösseren raumes, ausserdem eine 1,40 m breite matratze, 2 sessel eines stadtinternen möbellagers, weil er keine effizienz sieht in luxusmobiliar.in schlaf und badezimmer zieren lüster die decke. erbstücke seiner grosstanten, denn kitsch ist etwas anderes- wie er findet.er nennt dies stil.der kleinere raum wird von ihm als so eine art versammlungsstätte genutzt.hier sitze auch ich nun mit ihm, sonst sind es zahlreiche seiner grösstenteils studentischen kollegen, die zwecks meinungsaustausch, bezogen auf aktuelle politische entwicklungen,sein heim als anlaufstelle wählen.

eine kleine russin in prag...

eine kleine russin in prag...
als ich noch in prag gewohnt habe, liefen viele schöne menschen durch die gassen.russinen und oh, ja, die russen gefielen mir sehr.stanislaw und vladimir waren die besten jungs, die sich jede frau nur wünschen konnte.sie hatten grosse hände, wie pranken und konnten hart zupacken.sie arbeiteten im schlachthof.bis spät in die nacht.manchmal holte ich die beiden von der arbeit ab, ihre hände waren noch blutig von toten tieren.sie verliessen den hof eilig, um den wohlverdienten feierabend keine minute weiter hinauszuschieben.ich wusste warum.ausgelaugt und nass vor schweiss bis aufs shirt empfing ich sie meist.wir liefen den park entlang, passierten häuser, autos und erreichten meines.ein saab, nicht mein erstes, aber mein kostbarstes, dennoch.zu dritt passierten wir den heimweg.ich lud die männer aus und ein auf einen oder mehrere wodka.andere getränke hätten sich nicht gelohnt.zu kalt jede jahreszeit.zu gross die verbitterung, der hass auf das regime und die ausweglose lage allumfassend und unerbitterlich akut.nur einmal raus aus dem land, der stadt oder wo auch immer ein anderer wind wehte.unsere sichtweisen glichen einander wie selbstverständlich.ich war es leid, die ungehorsamen kinder derer zu erziehen, die mit taschen voller geldscheinen, den blick fürs wesentliche längst verklärt, keine notwendigkeit darin gesehen hatten, zeit zu investieren in einen faktor x- das eigen fleisch und blut.die gier nach macht und kapital, das heischen nach aufmerksamkeit frass zeit.jeder ertappte sich hin und wieder auf der flucht.vor dem leben und den hohen fehlerquoten.darin also wiesen wir parallelen auf.heute sassen wir zusammengepfercht in meiner winzigen behausung, einer 1 1/2 zimmerwohnung,im schlaf- sowie wohnzimmer,auf dem boden.er war mit einem belben teppich aus schurwolle ausgelegt.die wände tapeziert mit einem 70er jahre blumenmuster, in beigebrauntönen.überall stapelten sich an den wänden entlang ausgaben der tageszeitung und einer anarchistischen studentenzeitschrift,die ich gelegentlich mit beiträgen versorgte.es gab nicht viel aufmunterndes in prag im jahre 1975,nur die russen selbst,resümierte ich.ausser stanislaw und vladimir hatte ich nicht viele gute freunde.bekannte wechselten, da etliche von heute auf morgen zu verschwinden schienen.keiner sah sie wieder, geschweige denn hörte noch einmal etwas von ihnen.man munkelte leicht, das fleisch habe einen sonderbaren beigeschmack, der auf die vermissten hindeuten könnte.eine morbide und ekelauslösende vorstellung, mit der ich mich nicht weiter auseinandersetzte.ich war meist diejenige, die das thema auf etwas anderes brachte.

Koch mir einen chai!

Hereinspaziert in einen oxomoronen Sektor. Wer denkt, etwas kund tun zu müssen, der hat dies in Option. Entwirre deinen Geist und deinen Intellekt mit der Entblössung deiner Seelenräume hinter diesem Vorhang.

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